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Und weiter geht`s mit der Mini-Referats-Vorbereitung.
Heute beschäftige ich mich intensiv mit dem SORCK-Modell.
Ich war von Beginn an fasziniert von diesem Modell, wobei es in manchen Ebenen noch nicht so ganz greifbar war.
Das hat sich jetzt aber im Verlauf der Ausbildung angepasst. Nun ist vieles verständlicher.
In meinen Sitzungen kommt es mittlerweile regelmässig zur Anwendung und lässt sowohl bei den Kunden als auch bei mir so manches Aha-Erlebnis aufblitzen.

Das SORCK-Modell
Das SORCK-Modell ist ein von Verhaltenstherapeuten entwickeltes Modell, dass zur Analyse eines Verhaltens dient.
Es beinhaltet dabei die fünf Bestimmungsstücke «Stimulus», «Organismus», «Reaktion», «Kontingenz» und «Konsequenz», die als Definitionsgrundlage von dysfunktionalen Lernvorgängen gebraucht werden. In einem weiter unten folgenden Abschnitt werde ich noch näher auf diese Bestimmungsstücke eingehen.

Während des Ablaufes der Bestimmungsstücke, baut sich ein Lernprozess auf, der schlussendlich zur Entstehung, Aufrechterhaltung und Ausbildung von bestimmten Verhaltensweisen in gewissen Situationen führt.
Doch wenn bestimmte dysfunktionale Verhaltensmuster erlernt werden konnten, ist es auch möglich, neues, zur Besserung oder zur Behandlung dienendes Verhalten zu erlernen. Dafür ist die Anwendung des SORCK-Modells von grossem Vorteil.
Drei bestimmte Fragestellungen dienen dabei als Grundlage des Modells und zur Analyse:

  • Welches Verhalten soll geändert werden?
  • Welches sind die Bedingungen, dieses Verhalten aufrechtzuerhalten oder die es ausgelöst haben?
  • Welche Möglichkeiten gibt es, die eine gewünschte Veränderung erzielen?

Die einzelnen Bestimmungsstücke
S = Stimulus
Beschreibt ein Objekt oder eine bestimmte Situation, die das Verhalten auslösen.

O = Organismus
Hiermit sind individuelle Persönlichkeitsdispositionen einer Person zu bezeichnen, die zur Reaktion führen. Darunter zählen z.B. Charakteristika, biologische & lerngeschichtliche Bedingungen, Erlebens- und Verhaltensautomatismen aber auch Bewertungen oder die persönliche Vulnerabilität bzw. Resilienz

R = Reaktion
Darunter versteht man die zu beobachtende Stress- und Anspannungsreaktion in dieser bestimmten Situation. Die Reaktion kann auf vier Ebenen aufgeschlüsselt werden:
Kognitiv (z.B. Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörung, Katastrophisieren)
Affektiv (z.B. Angst, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung)
Körperlich (z.B. Zittern, Schwitzen, Herzrasen, Übelkeit, Anspannung)
Verhalten (z.B. Konsum von Suchtmitteln)

C = Kontingenz
Die Kontingenz wird als die Unmittelbarkeit der zeitlichen Aufeinanderfolge zwischen Reaktion und Konsequenz definiert. Sie zeigt also die Häufig- oder Regelmässigkeit der lang- und kurzfristigen Konsequenzen auf ein Verhalten.

K = Konsequenz
Die Konsequenz ist die Folge aus dem Verhalten. Sie kann belohnend oder bestrafend sein.

Ein bestimmter Reiz lässt im Organismus eine auf kognitiver-, affektiver-, physiologischer- und motorischer Ebene bestimmte Reaktion auslösen, wodurch sich daraus eine Konsequenz ergibt. Je häufiger dieser Vorgang abläuft, desto stärker wirkt sich das auf die Reaktion aus, woraus schlussendlich ein Verhalten erlernt wird. Dieses kann sich im schlimmsten Falle zu einer psychischen Krankheit manifestieren oder es lässt sich im Umkehrschluss daraus eine positive Verhaltensänderung antrainieren.

Praxisbeispiel eines Agoraphobikers (ICD 10 – F40.0)
P.U. muss aus geschäftlichen Gründen mit dem Zug von Zürich nach Bern reisen.
Aufgrund seiner Biografie ist er ein ängstlicher Menschentyp, der schnell zur vegetativen Erregbarkeit neigt. (O)
Schon beim Betreten des vollen Zuges (S) wird ihm mulmig zu Mute. Dennoch setzt er sich hin und versucht, sich auf den Termin vorzubereiten. Die Türen schliessen sich und der Zug fährt nun ab. Die Situation in der er sich befindet, lässt seine Konzentration schwinden und seine Aufmerksamkeit wird langsam aber sicher eingeengt. P.U. bekommt schwitzige, zittrige Hände, sein Puls erhöht sich, er wirkt sehr angespannt. Er befürchtet, nicht angemessen aus dieser Situation herauszukommen. (R) Irgendwie schafft P.U. es, bis zum nächsten Halt in Luzern durchzuhalten, steigt dort aber kurzer Hand aus. (K) Auf dem Perron überkommt ihn sofort ein Gefühl der Erleichterung. (C)

Kontext zur Entspannungsmedizin
Die medizinischen Entspannungsverfahren sind ein bewährtes Mittel, um einem dysfunktionalen Verhalten entgegenzuwirken. Dabei werden sie oftmals gerne als Coping-Skill angewendet.
Im SORCK-Modell dargestellt sieht das in etwa so aus:
S = Durch die Lenkung der Aufmerksamkeit auf die Körperwahrnehmung bzw. in den Körper baut sich eine Distanz zum Stimulus auf.
O = In O sind die vier Bedürfnismotive Autonomie, Autarkie, Kontrolle und Leistung (werden in einem separaten Artikel genauer erläutert) immer wieder enthalten. Durch die Arbeit mit den Entspannungsverfahren erarbeitet man auch eine Modifizierung dieser Bedürfnismotive, die schlussendlich zu einem adaptierten Verhalten führen können.
R = Auf dieser Ebene wird durch die induzierte Entspannungsreaktion mittels eines Verfahrens antagonistisch gearbeitet. Damit wird es möglich, allfällige Stressreaktionen (kognitiv, affektiv, physiologisch und Verhalten) selbstaktiv zu regulieren.
Credo: ein entspannter Körper kann physiologisch keine Angst haben!
C = Im Rahmen der Arbeit mit den Entspannungsverfahren ist eine Umprogrammierung möglich, wodurch die Kontingenz unterbrochen wird.
K = Statt einem dysfunktionalen Verhalten nachzugehen, kann das Entspannungsverfahren als Coping-Skill angewendet werden, wodurch die Situation «ausgehalten» werden kann.
Hätte P.U. während der Zugfahrt das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung oder die Achtsamkeits-Interozeption angewendet, so hätte er ziemlich sicher eine entspannte Fahrt nach Bern gehabt 🙂

Extrem spannend!

Quellen:
Ausbildungsskript medrelax 2014
Wissensaufbau aus den Unterrichtstagen, 2019

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